„Hört ihr Leut´ und lasst euch sagen, das alte Jahr ist vergangen, das neue hat angefangen!“
Traditioneller Nachtwächter-Umzug auf dem Dilsberg
In der Silvesternacht gibt es verschiedene Rituale, um voller Zuversicht in das neue Jahr zu starten. Wenn auf dem Dilsberg die letzte Stunde des Jahres läuft, dann zieht es Einheimische wie Gäste zum historischen Torturm zu den Nachtwächtern. So war es auch bei diesem Jahreswechsel, bei dem selbst das Wetter mitspielte und vorübergehend den Regen einstellte.
Kurz vor Mitternacht trafen aus allen Richtungen fröhliche Menschen ein und verkürzten sich bei Gesprächen die Zeit bis zum Countdown. Unterdessen stimmte Obernachtwächter Jürgen Maurer im Rathaus seine Männer auf den nächtlichen Rundgang ein. Ein letzter prüfender Blick, ob der schwarze Mantel samt Dreieck korrekt sitzt, die Laternen funkeln und die Hellebarden blitzen.
Dann konnte der 46. Rundgang beginnen und zehn Nachtwächter marschierten zum Torbogen, wo sie bereits gespannt erwartet wurden. Auf das beliebte Jahresritual freuten sich auch in diesem Jahr Dilsberger und Besucher aus der Umgebung mit ihren Gästen.
Verstohlen blickten einige auf ihre Uhr, nur noch wenige Sekunden. Da setzte Dorfwaibel Jens Heinzelmann sein Nachtwächterhorn an und ließ es zwölfmal kräftig erklingen. Imposant verkündeten die Nachtwächter mit ihrem Gesang: „Hört Ihr Leut´ und lasst euch sagen, unsere Glock´ hat zwölf geschlagen, das alte Jahr ist vergangen, das neue hat angefangen!“
Feuerwerk rund um den Dilsberg (Fotos: Sascha Boettcher)
Der Musikverein Trachtenkapelle Dilsberg begleitete die Nachtwächter und spielte das bekannte Lied „Großer Gott, wir loben dich“, in das so mancher bewegt einstimmte. Für Dirigent Walter Nußko und seine Musiker ist die Teilnahme ebenso eine Herzensangelegenheit wie für die Nachtwächtergruppe.
„Prosit Neujahr“ hallte es durch die Nacht, Umarmungen folgten, gute Wünsche wurden ausgetauscht und Fotos geschossen.
In bester Stimmung ging es weiter über die Untere Straße zur nächsten Station bei der Familie Neumann…
… die auch dieses Mal die Nachtwächter zu einem Umtrunk herzlich willkommen hieß. Das ließen diese sich nicht zweimal sagen.
Heiß begehrt war ein Händedruck der Nachtwächter, der bekanntlich Glück bringen soll und wer kann das nicht gebrauchen.
Nächster Haltepunkt war an der Steige zur katholischen Kirche. Musiker und Nachtwächter brachten Klänge und Gesang in die Nacht.
Weiter ging es zur Oberen Straße, wo ein weiterer Stopp auf dem Dorfplatz eingelegt wurde. Zur Freude der Beteiligten versammelten sich an alle Stationen Zuhörer und genossen das Geschehen.
Endstation war am Dorfbrunnen! Hier erklang ein letztes Mal das Nachtwächterlied. Aber nur für dieses Jahr!
Die stellvertretende Ortsvorsteherin Monika Weinert wünschte den Teilnehmern „ein friedvolles und gesundes 2024“ und verband damit die Hoffnung, dass es ein gutes wird. Das Schlusswort gebührte dem Obernachtwächter, der vor allem dem Musikverein für seine Begleitung dankte: „Ohne Musik wäre es nur halb so schön!“
Im letzten Jahr habe er erwähnt, dass auch die Nachtwächter nicht vom Fachkräftemangel verschont bleiben. Umso größer war die Freude über Jürgen Seufert, der seit einem Jahr die Gruppe aktiv verstärkt …
… und den spontanen Nachwuchs von Joscha Schneider, der den Altersdurchschnitt deutlich senkte. An Silvester durfte er seine zweite Runde drehen und absolvierte diese wie ein Profi. Seit der Zehnjährige im Frühjahr 2023 an einer Nachtwächterführung teilnahm, war er Feuer und Flamme für diesen „Beruf“. Pfiffig wie Nachtwächter sind, fand sich im Fundus vom Dorfwaibel ein Nachtwächter-Outfit mit kindgerechter Hellebarde und somit ging ein großer Traum von Joscha in Erfüllung. Mit strahlenden Augen dankte er seinen Nachtwächter-Kollegen.
Die Nachtwächter hängen an der Tradition und wollen sie auch zukünftig mit Leben füllen. In diesem Sinne wünschte der Obernachtwächter alles Gute für 2024: „Kommen Sie gut durch das Jahr, bleiben Sie gesund und wir sehen uns im nächsten Jahr wieder!“
Text: boe
Bilder: BZ
01.01.2024